Gicht
Gichtarthropathie / Gichtarthritis
Gicht ist eine Erkrankung, bei der sich Harnsäurekristalle in einem oder mehreren Gelenken ansammeln. Dies löst eine Entzündungsreaktion aus und verursacht starke Schmerzen. Gicht tritt meist im großen Zeh oder Fuß auf.
Gicht tritt in einer akuten und einer chronischen Form auf. Die Erkrankung ist besonders häufig bei Männern ab 40 Jahren zu finden. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Frauen und junge Menschen keine Gicht bekommen können.
Beschreibung der Erkrankung
Gicht gehört zu den rheumatischen Erkrankungen, die Gelenkentzündungen verursachen. Dabei können auch die umliegenden Sehnen und Schleimbeutel betroffen sein.
In der akuten Form tritt plötzlich eine sehr schmerzhafte Gelenkentzündung auf. Diese ist, vor allem bei größeren Gelenken, manchmal von Fieber begleitet. Meist ist der große Zeh zuerst betroffen, aber grundsätzlich kann Gicht in jedem Gelenk auftreten. Ein akuter Gichtanfall kann einmalig bleiben, aber auch häufiger zurückkehren oder sich zu chronischer Gicht entwickeln. Letzteres ist bei etwa zwei von drei Menschen der Fall.
Es ist auch möglich, dass sich chronische Gicht entwickelt, ohne dass ein oder mehrere akute Gichtanfälle vorausgegangen sind. Die Beschwerden ähneln dann mehr der rheumatoiden Arthritis oder Arthrose, halten lange(r) an und breiten sich eventuell auf andere Gelenke aus. Ein deutliches Zeichen, dass es sich doch um Gicht handelt, ist die Anwesenheit von Gichtknoten (Tophi). Diese Gichtknoten kommen bei etwa 5-10% der Menschen mit Gicht vor und sind gefüllt mit einer dicken, kreideartigen Substanz, die nach außen tritt, wenn die Haut eines solchen Knotens aufbricht. Gichtknoten findet man oft an den folgenden Stellen:
- Finger und Zehen.
- Ohrmuscheln.
- Unterarm.
- Achillessehne.
- Rückseite des Ellenbogens.
- Vorderseite des Knies.
Ursache und Entstehung
Harnsäure kommt in jedem Körper als Abfallprodukt des Stoffwechsels vor. Wenn der Körper Harnsäure nicht richtig aufnimmt oder zu viel davon produziert, entstehen Probleme. Die Harnsäure wird dann nicht ausreichend ausgeschieden, wodurch sich sogenannte Harnsäurekristalle in den Gelenken, Schleimbeuteln oder entlang von Sehnen ansammeln. Der Körper reagiert darauf mit einer Entzündungsreaktion. Es ist dann sehr schmerzhaft, das rote und geschwollene Körperteil zu belasten.
Eine genaue Ursache für die Entstehung von Gicht ist noch nicht bekannt. Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Einnahme bestimmter Medikamente (Entwässerungstabletten), Herz-Kreislauf-Erkrankungen und eingeschränkter Nierenfunktion. Auch Vererbung und zunehmendes Alter spielen eine Rolle.
Zudem scheinen einige Lebensstilfaktoren das Risiko für das Auftreten von Gicht oder das Auslösen eines Gichtanfalls zu erhöhen. Dies kann jedoch nicht mit Sicherheit gesagt werden. Dazu zählen:
- (Übermäßiger) Alkoholkonsum.
- Lebensmittel mit hohem Puringehalt (einige Fleisch- und Fischsorten).
- Übergewicht.
- Länger anhaltender Stress.
Beschwerden und Symptome
Kennzeichnende Beschwerden, die bei Gicht auftreten, sind:
- Sie tritt normalerweise schnell in einem oder mehreren Gelenken auf.
- Oft ist die große Zehe zuerst betroffen.
- Schmerzende und entzündete (geschwollene, rote, warme) Gelenke, Sehnen und/oder Schleimbeutel.
- Schmerzen bei Bewegung und Belastung des betroffenen Gelenks.
- Vorhandensein von Gichtknoten.
Diagnose
Bei einem Besuch bei einem (Haus)arzt wird dieser ein Gespräch führen, um das Problem zu ermitteln. Es folgt eine körperliche Untersuchung, bei der nach Entzündungszeichen im betroffenen Gelenk und der Anwesenheit von Gichtknoten gesucht wird.
Mit Blutuntersuchungen und einer Gelenkpunktion kann Gicht nachgewiesen werden. Bei einer Gelenkpunktion saugt der Arzt mit einer Nadel eine kleine Menge Flüssigkeit aus dem entzündeten Gelenk. Unter einem Mikroskop sucht ein Laborant dann nach Harnsäurekristallen.
Behandlung
Gicht verläuft bei jedem anders. Ein einzelner Gichtanfall heilt meist vollständig ohne bleibende Schäden innerhalb von 1 bis 3 Wochen ab. Wenn die Gicht häufiger auftritt oder chronisch wird, steigt auch das Risiko bleibender Gelenkschäden.
Medikamente helfen, Gicht zu behandeln und (weitere) Gelenkschäden zu verhindern. Sie bekämpfen die Entzündung, verhindern neue Entzündungen und/oder senken den Harnsäurespiegel. Anpassungen im Lebensstil mit ausreichender Bewegung und einer gesunden Ernährungs- und Trinkweise senken das Risiko neuer Gichtanfälle.
Übungen
Sie können Ihre Beschwerden mit dem Online-Physiotherapie-Check überprüfen oder einen Termin bei einer Physiotherapie-Praxis in Ihrer Nähe vereinbaren.
Referenzen
Janssens, H.J.E.M., Lopuhaä, D.E., Schaafstra, A., Shackleton, D.P., Van der Helm-Van Mil, A.H.M., Van der Spruit, R., Van Peet, P.G., Wiersma, Tj. & Woutersen-Koch, H. (2017). NHG-Standaard. Artritis (M90). Nederlands Huisartsen Genootschap. Versie 2.0, november 2017.